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Vegetationsökologie
Tropischer & Subtropischer Klimate (LV von 1986 - 2016)
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sEp
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ZM09
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S.
F4
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Böden und Landwirtschaft,
z.B. Agroforestry ...
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Böden
und Landwirtschaft |
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Charakteristika
der Böden in den Immerfeuchten Tropen: |
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Wie bereits
in dem Kapitel "Bodenentwicklung
und Bodentypen der Sommerfeuchten Tropen" erwähnt,
unterscheiden sich die Böden der Feuchten Savannen und Immerfeuchten
Tropen kaum. Auch die Böden der Immergrünen Regenwälder
sind sehr alt und reichen oft bis in das Tertiär zurück.
Fast alle Bodentypen sind extrem tiefgründig verwittert.
Die
hohen Niederschläge haben Basen und Kieselsäure ausgewaschen.
Übrig geblieben sind Sesquioxide wie Al2O3,
Fe2O3, was zu Krustenbildungen geführt
hat (Lateralisierung). Die extrem rot-braunen Böden weisen
kaum eine horizontale Gliederung auf und sind sehr arm an Nährstoffen.
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Die
für die Immerfeuchten Tropen besonders charakteristischen
Bodentypen gehören z.B. zu den
- Ferralsolen
[extrem tiefgründig verwitterte - bis > 60 m Tiefe -,
oxidreiche Böden, kaum noch verwitterbare Mineralien, tiefe
pH-Werte - 4,5 bis 5,5 -, tiefe KAK und sehr geringe Basensättigung]
(lat. ferrum = Eisen: al von Aluminium). Landwirtschaftliche Nutzungen
sind möglich, jedoch mit intensiver Düngung und Kalkung
verbunden. Die pH-Erhöhung führt zu einer höheren
KAK, weil vor allem variable Ladungen vorliegen.
An zweiter
Stelle folgen die
- Acrisole
[austauschschwache, basenarme lessivierte Böden] mit Verbreitungsschwerpunkten
in Südostasien, Westafrika und einigen Teilräumen des
immerfeucht-tropischen Lateinamerikas. Mit deutlich kleineren
Flächenanteilen kommen auch
- Lixisole
[austauschschwache und basenreiche lessivierte Böden] vor.
Von den weiteren Böden feuchtropischer Regionen sollen
noch genannt werden
(Zusammenstellung nach Schultz
2000: 490)
- Plinthosole
[Böden mir irreversibel verhärteten Oxid-Material],
- Ferralic
Cambisole [werden als jüngeres Stadium ferrallitischer
Verwitterung gedeutet, besitzen noch verwitterbare Mineralien
und die KAK liegt höher als bei typischen Ferralsolen],
- Ferralic
Arenosole [Sandböden mit kaolinitischen Tonanteilen,
geringer KAK und sehr geringer Wasserspeicherfähigkeit, extrem
ungünstige Pflanzenstandorte] und
- Podsole
[sind mit 1 % Flächenanteil extrem selten!]
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Hier finden Sie
umfangreiche
Infos zur Bodengeografie und Bodenkunde sowie Systematik der Böden
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Beispielhaft
hier die typischen Merkmale der besonders weit verbreiteten Ferralsole
in den Immerfeuchten Tropen:
Abb. F4-02:
Ferralsole:
Die
Bodenprozesse, die zu ferralic B-Horizonten führen, werden
unter dem Begriff derFerrallitisierung
zusammengefasst. Mit dieser geht die als Desilifizierung
bekannte Mobisilierung und Wegführung von Silicium
einher (da die residuale Anreicherung von Kaolinit und Sesquioxiden
ohne diese Auswaschung von Si nicht möglich ist, kann die
Desilifizierung auch als Teilprozess der Ferrallitisierung angesehen
werden).
Zu
einer besonders intensiven Desilifizierung kommt es unter ständig
feuchtheissen Bedingungen, wenn zugleich die Bodenreaktion
stark sauer ist. Dies ist unter tropischen Regenwäldern mit
ihrer hohen Streuanlieferung und -zersetzung und damit beträchtlichen
Freisetzung von Atmungskohlensäure (im Durchschnitt
fünf mal mehr als in temperaten Wäldern) so gut
wie überall in hohem Masse gegeben. Andere anorganische Säuren
spielen dem gegenüber eine vergleichweise geringe Rolle."
(nach Schultz 2000: 491)
"Unter
Naturwald wird in einem Stoffkreislauf (Streufall - Streuzersetzung
- Nährstofffreisetzung - Nährstoffaufnahme), welcher
nur Streu- und Oberbodenhorizonte umfasst, kaum eine Nährstoffauswaschung
festgestellt. [Erst] nach Rodung des Waldes setzen starker
Humusschwund und Nährstoffauswaschung ein und der Boden
wird rasch erschöpft." (nach "Böden
der tropischen Klimaregion" - Bodenkunde der
Uni Zürich - Seite
steht leider nicht mehr zur Verfügung)
Entgegen
bisheriger Auffassung sollen die Humusgehalte in den Böden
feuchttropischer und temperater Waldböden sich kaum unterscheiden.
Wegen der thermo-hygrischen Bedingungen sind die Zersetzungsraten
jedoch wesentlich höher, was durch die wesentlich höheren
Einträge aber ausgeglichen wird. Erst wenn die Zufuhr an
organischer Substanz nach Verlust des Waldes ausbleibt, kommt
es - wegen der hohen Zersetzungsraten - "zu einem wesentlich
rascheren Rückgang der Humusgehalte." (nach
Sanchez & Logan 1992, aus Schultz 2000: 491)
Humusschwund
und extreme Nährstoffauswaschung sind somit typische
Folgen der
Regenwald-Degradation. |
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Landwirtschaft
in den Immerfeuchten Tropen und die "Grüne Revolution": |
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Auch
in den Immerfeuchten Tropen bestimmen die ökozonalen Bedingungen
die qualitative und quantitative Landnutzung. D.h.: Die Besonderheiten
dieser Ökozone als Resultat der charakteristischen thermo-hygrischen
Bedingungen bestimmen die Grenzen für mögliche Nutzungsarten
und bilden den Rahmen für die natürlichen (agraren) Produktionspotentiale
(Schultz 2000: 118).
Auch wenn es
zur Steigerung der landwirtschaftlichen Produktion wegen der stetig
steigenden Bevölkerung offensichtlich keine Alternative gibt,
so bestimmt
doch die ökologische Tragfähigkeit der Landschaften die
Methode ihrer Bewirtschaftung (z.B. Sammel- oder Dauerkulturwirtschaft,
oder auch Wanderfeldbau) sowie auch den notwendigen Aufwand (Düngung,
Pflanzenschutz, Verwendung leistungsfähiger Sorten etc. ) und
letztlich
auch die vertretbare Bevölkerungsdichte.
Ebenso wie
Walter & Breckle (1984 - siehe unten!)
betont auch Schultz (2000: 118), dass
"bei allen Intensivierungen in der agraren Landnutzung [...]
allerdings zu beachten [ist], dass sie nur
unter zusätzlichem Einsatz von Technik und Energie möglich
sind.
- Bisher
wuchs dieser zusätzliche Aufwand in höherem Masse als
die dadurch erzielten Produktionssteigerungen [über das
Mass der primären - ökozonal bedingten - Primärproduktion].
Damit
hat sich das Verhältnis von zugeführter Energie pro
Energiegehalt der Ernteerträge erheblich verschlechtert."
Hier
eine einführende und ausserordentlich wichtige Bemerkung
zur Problematik landwirtschaftlicher Nutzung in den Regenwäldern
des Amazonas von Walter
& Breckle (1984: 56):
"Während
man die Grossrodungen im Amazonasgebiet vorantreibt, lässt
man das verwüstete alte Kulturland zwischen Rio und Sao Paulo
als Ödland liegen. Man sollte dem Druck der Bevölkerungszunahmen
nachgebend nicht die Wälder mit armen Böden roden, sondern
die bereits gerodeten Waldflächen durch intensiven Anbau
in blühendes Gartenland umwandeln. Die
"Grüne Revolution" in den Tropen ist ein Märchen
geblieben.
Zwar gelingt
es mit den modernsten landwirtschaftlichen Methoden unter Maschineneinsatz
und grösster Energieverschwendung hohe Erträge auch
in den Tropen zu erzielen, aber für
die arme Bevölkerung ist das nur ein unerreichbarer Traum,
weil der Kapitaleinsatz viel zu hoch ist.
Die Tropen
sind im Hinblick auf die landwirtschaftliche Nutzung ökologisch
benachteiligt und nicht durch Zufall so rückständig
geblieben (Weischet 1977).
Dem noch
stehenden Wald
kommt eine grosse ökologische Bedeutung zu. Schon seine
forstliche Nutzung als Wald ist nicht einfach (Förster 1973),
seine Rodung kann grosse Nachteile nach sich ziehen."
Dies wird
deutlich an der Vermutung, wonach "50 bis 75 Prozent der
Niederschläge [in Tropischen Regenwäldern] in die Atmosphäre
[gelangen], wo sie durch Abkühlung zu neuen Regenwolken kondensieren
und ihre Wassermassen in wolkenbruchartigen Regenfälle schnell
wieder abgeben.
In diesem
'kleinen Kreislauf' zirkulieren im südamerikanischen Regenwald
drei Viertel des gesamten Wasserkreislaufs und somit mehr Wassermassen
als im "grosse Kreislauf" mit seinen Passat-Wolken."
(Schlüter
2001)
Die
ökologisch-klimatischen Auswirkungen der bisherigen Entwaldungen
hat Schulz
(2000: 493) umrissen:
"Erhebliche Auswirkungen haben die Entwaldungen auch
auf das lokale (und - bei weiträumigen Rodungen - wohl auch
das regionale) Klima sowie die Hydrographie und Böden.
Beispielweise
- verringert
sich die Evaporation infolge
- sinkender
Interzeption,
- vergrössert
sich der Abfluss und damit auch
- die jahreszeitliche
Überflutung von Niederungen,
- steigen
die Lufttemperaturen aufgrund
- abnehmender
latenter Energietransfers, und
- werden
die Böden trockener und
- anfälliger
für Erosion
(Dickinson & Henderson-Sellers 1988, Domrös 1991, Goldammer
1992, Henderson-Sellers et al. 1988, Salati & Vose 1984,
Salati & Nobre 1991)."
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Und
hier zur nach wie vor aktuellen Situation der Tropischen Regenwälder
Brasiliens: |
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"Dass
man sich weltweit gerade um die Waldgebiete Brasiliens
sorgt und vor Ort dafür kämpft, hängt damit zusammen,
dass die Artenvielfalt in diesem Land vermutlich die höchste
der Welt ist; und bislang sind wohl erst 12 Prozent des Amazonas-Regenwalds
vernichtet, so dass der Ruin vielleicht doch aufzuhalten wäre.
Andererseits
ist die föderative Republik, die fast die Hälfte
Südamerikas einnimmt, mit 121 Milliarden US-Dollar verschuldet;
viele der rund 150 Millionen Einwohner sind sehr arm, und das
Wohlstandsgefälle ist extrem. Jeder Versuch, die Natur
zu retten, muss scheitern, solange er nicht gleichzeitig und
auf Dauer die wirtschaftliche Situation der Bevölkerung verbessert.
Die Wissenschaftler
hoffen nun, in Zusammenarbeit mit den Menschen, die im und vom
Urwald leben, Kompromisse zu finden, die das Dilemma auflösen:
Wie kann
man erträgliche Lebensverhältnisse schaffen, ohne die
dafür nötigen Ressourcen zu erschöpfen?
Es gilt,
das bei aller Üppigkeit äusserst verletzliche Ökosystem
Regenwald zu bewahren und dabei den Interessen von noch intakten
Indio-Stämmen wie von Kautschuksammlern, kleinbäuerlichen
Siedlern, Saisonarbeitern und Grossunternehmern in Holz-
und Agrarwirtschaft gerecht zu werden und das rasch."
Aus:
Holloway
(1993) SdW, September, Seite 70.
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Bisherige
"Bewirtschaftung"
der Immerfeuchten Tropen: |
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Die
Überführung des Tropischen Regenwaldes in agrarische Nutzflächen
hat im Wesentlichen zwei Ursachen:
- Exponentielle
Bevölkerungszunahme mit der Folge von Überbevölkerung
und Notwendigkeit der Ernährungssicherung, und die
- agro-industrielle
und forstwirtschaftliche Nutzung im Rahmen internationalen Handels
(des globalisierten Marktes) ohne Berücksichtigung der
einheimischen - stetig wachsenden - Bevölkerung und lokaler
Märkte mit Kapitalgebern und -eigentümern aus der
1. Welt.
Die
mosaikartige und starke Erweiterung von Acker- und Gartenflächen
durch kleinbäuerliche Siedler sowie deren kleinräumige
Bewirtschaftung (lokale Kautschukgewinnung, Holzentnahme und Ernte
lokaler Fruchtbäume, Anlage kleiner Felder), haben in der
Vergangenheit zu keiner wesentlichen Degradation der Tropischen
Regenwälder geführt.
- Hintergrund
für das Ausweichen der Kleinbauern in die Tropischen
Regenwälder mit Hilfe des 'Brandrodungsfeldbaus'
(Wanderfeldbau bzw. shifting cultivation oder slash and burn)
war und ist oft die ungleiche Landverteilung. "Die meisten
Bäume in den Tropen roden [...] bitterarme Menschen. Sie
suchen eine neue Existenz und benötigen ein wenig karges
Acker- und Weideland, denn oft wurden sie von ihrem eigenen
Grund und Boden vertrieben" (Pimm
& Jenkis 2005: 75/76). Fruchtbare
Böden sind meistens im Besitz von Grossgrundbesitzern.
"Brandrodungen sind Traktor und Dünger des kleinen
Mannes", erklärte 2001 Jeancarlo Figueira von
der Umweltorganisation Instituto Centro Vida (Brasilien). Daher
"dürfen wir [von diesen Menschen] nicht einfach fordern,
den Wald stehen zu lassen. Ohnehin könnten sie sich nicht
daran halten, aber wir hätten dazu auch kein Recht. Wir
können aber etwas anderes tun. Wenn diese Wälder uns
Reichen so wichtig sind, müssen wir diesen Ländern
Gegenwerte anbieten" (Pimm
& Jenkis 2005: 78)
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Abb. F4-03:
Die Veränderungen
des pH-Wertes im Boden unter einem amazonischen Regenwald nach
Brandrodung und einer dreijährigen Nutzung in der traditionellen
Art des Wanderfeldbaus (nach Jordan 1986). Durch die Aschedüngung
kommt es kurzfristig zu einem deutlichen Anstieg des pH-Wertes,
mit dem möglicherweise eine Verminderung der Phosphatfixierung
und der Aluminiumtoxizität verknüpft ist. Die Rückläufigkeit
dieses Prozesses könnte dann den rapiden Schwund der agraren
Produktion erklären.
(aus
Schultz 2000: 533)
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Erst
grossflächige Rodungen sowie Entwaldungen durch Brand
haben massgeblich zur Reduzierung des primären und sekundären
Regenwaldes und damit zur Erweiterung agrarischer Nutzflächen
beigetragen. Die Agro-Industrie ist nach Schätzungen von
Umwelt-Organisationen für 60 bis 70 % der Zerstörung
des Regenwaldes mit verantwortlich. Neben
der "raubbauartigen" holzwirtschaftichen Nutzung
der reichen Tropischen Regenwälder, gehörte und gehört
die agro-industrielle Nutzung von Rodungsflächen:
- Ausweisung
von Weideflächen für Rinder auf grossen Flächen,
- Einrichtung
von grossdimensionierten Plantagen mit Monokulturen (für
den Anbau von Nutzhölzern, Kaffee,
Bananen,
Ananas,
Kokosnuss,
Sago,
Baumwolle,
Sojaanbau etc.
- Infrastrukturelle
Erschliessung für den Abbau von Rohstoffen, Waldrodung,
die Erweiterung von Siedlungen etc.
Folgen
(auch soziale und gesellschaftspolitische, durchaus kritisch
gesehen):
- Rinderhaltung:
"Lediglich ein Rind kann pro Hektar (10.000 Quadratmeter)
Weidefläche gehalten werden, mehr vertragen die kargen
Böden nicht. Daraus resultiert eine Fleischproduktion
von etwa 40 Kilogramm pro Jahr und Hektar. Zum Vergleich:
In Deutschland sind es bis zu 2.500 Kilogramm. Für neun
Millionen Rinder wurden in Brasilien bereits 90.000 Quadratkilometer
tropischen Regenwalds abgebrannt jahrzehntelang staatlich
gefördert von der brasilianischen Regierung. [...] Bis
zu 75 Prozent der Investitionssumme zahlte die Regierung den
Investoren aus Steuermitteln! "
(Source: Faszination
Regenwald - nach "Rinderwahnsinn" suchen) [last
date of access: 20.01.16]
- Grossbetriebliche
Plantagen (Dauerkulturflächen):
Diese
sind durch folgende Eigenschaften gekennzeichnet (u.a.
nach Doppler 1991, aus Schultz 2000: 539):
- "Spezialisierung
auf ein einziges Produkt (Monokultur),
- Geringe
Produktionsflexibilität, besonders bei Baumkulturen
mit langen Perioden bis zur ersten Ertagslieferung,
- Verarbeitung
dieses Produktes in [firmen]eigenen Anlagen,
- Einsatz
von Fremdarbeitskräften, vergleichsweise hohes Einkommensniveau,
- Erzeugung
für den Exportmarkt und damt hohe Abhängigkeit
vom Weltmarkt,
- Hohe
Kapitalinvestitionen pro Fläche und Anlage,
- Zielsetzung
ist Maximierung der Rendite für das im Betrieb investierte
Kapital.
Beispiele:
Soja:
in Brasilien geht Soja fast ausschliesslich
in den Export für die Massentierhaltung in USA und
Europa (nahezu keine Partizipation der einheimischen Bevölkerung),
Palmöl / Ölpalme (Elaeis
guineensis): In Indonesien werden die Regenwälder
gerodet um Platz für Ölpalmen-Plantagen zu schaffen.
Aus den Ölpalmen wird das Pflanzenfett für unsere
Margarine gewonnen; der Palmölschrot (die Schalen der
Ölpalmenfrüchte) geht in die europäische
Massentierhaltung, wo er als Ersatz für das verbotene
Tiermehl hochwillkommen ist. Über 90 Prozent des Palmöls
sind für den europäischen Markt bestimmt: Allein
die Firma Unilever verbraucht 1,5 Millionen Tonnen Palmöl
jährlich.
Die Anbauflächen für Ölpalmen verfünfachten
sich von 600.000 Hektar im Jahre 1985 auf drei Millionen
Hektar 1999; Anträge auf weitere 20 Millionen Hektar
sind gestellt: Diese Fläche entspricht in etwa der
Fläche der noch unberührten Regenwälder Indonesiens.
Fast das gesamte Palmöl geht in den Export, wobei Deutschland
der fünftgrösste Importeur weltweit ist.
Zitrusfrüchte: Der Anbau von Zitrusfrüchten
(z.B.Zitrone,
Orange)
ist, neben dem ebenfalls sehr intensiven Kaffeeanbau in
dieser Region, massgeblich für den Verlust der brasilianischen
Küstenregenwälder verantwortlich. Nur noch ein
Prozent (!) dieser einmaligen Wälder ist heute erhalten.
Kakao und Kaffee: Der afrikanische Staat Ghana beispielsweise
bestreitet 70 Prozent seiner Exporterlöse mit Kakao
und beschäftigt(e) mehr als 600.000 Familien in diesem
Bereich. In den 80er-Jahren wurde der Kakaoanbau aufgrund
restriktiver Vorgaben des Weltwährungsfonds und der
Weltbank intensiviert und industrialisiert. Dies führte
zur massenhaften Entlassung von Arbeitskräften und
durch das erhöhte Angebot sanken die Weltmarktpreise.
Für
die armen Landarbeiter in Ghana bedeuten die sinkenden Weltmarktpreise
Arbeitslosigkeit; viele Tausend Ghanaer sind wegen der dramatischen
Einkommensverluste einfach verhungert!
Egal
ob Kaffee,
Kakao
oder andere landwirtschaftliche Produkte aus armen Ländern:
sinken die Weltmarktpreise, dann sind zuerst die Plantagenarbeiter
in den produzierenden Ländern betroffen. Geringere Löhne
und Kinderarbeit sind die Folge. Auf Sisal-, Kaffee-, oder
Kakaoplantagen, die für unseren Bedarf produzieren, häufen
sich die Fälle von Kindersklaverei.
Umgekehrt
entwickelt sich die Situation in den Abnehmerländern:
Musste ein Industriearbeiter 1958 noch vier Stunden für
ein Pfund Kaffee arbeiten, sind es heute noch 20 Minuten!
(Source:
Faszination
Regenwald) [date
of access: 24.10.05]
- Strassenbau:
Satellitenaufnahmen beiderseits der in den Regenwald asphaltierten
Schneisen zeigen eine Zerstörung des Waldes in einer
Entfernung von jeweils etwa 50 km
- Waldrodung:
An einem Beispiel für Holzentnahme in West-Sumatra konnte
gezeigt werden, dass bereits bei 8 % selektiver Holzentnahme
etwa 46 % der restlichen Gehölze geschädigt werden.
19 % wurden total zerstört, bei 20 % wurden Kronen und
die Rinde der Stämme beschädigt. 7 % der Äste
wurden beschäftigt (nach Aljasrid
& Effendi 1979, aus Mc Kinnon et al. 1996, zitiert von
Faensen-Thiebes 2002, Manuskript
-
1,1
MB)
"Wieso schadet es den Wäldern, wenn die grossen
Baumstämme entnommen werden? Um ein bis zwei Stämme
aus einem Hektar entnehmen zu können, werden 70 Prozent
der restlichen Vegetation durch schwere Raupen und Rückwege
schwer geschädigt. Die Holzwirtschaft hat eine Öffnungsfunktion:
Um die Holzstämme abtransportieren zu können, werden
Strassen in die Wälder geschlagen [siehe oben!]. Auf
denen strömen illegale Siedler in die Wälder und
zerstören das, was die Holzfäller übrig gelassen
haben. Einhergehend explodiert in all diesen Wäldern
die Wilderei."
(Source: Faszination
Regenwald) [last
date of access: 20.01.16]
- Bodenerosion
und Artenschwund: Immer noch hohe Niederschläge *1,
intensive Sonneneinstrahlung, hohe Verdunstungsraten führen
zu
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Alternative
Bewirtschaftung des Tropischen Regenwaldes |
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Agro-Forestry
- Nahrungsmittelproduktion 'vor Ort': |
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Abb. F4-04:
Der
ökologisch angepasste Anbau im Vergleich zur Reinkultur und
zum Primärwald (Prinz 1986). Links: Schematischer Aufbau
des tropischen Regenwaldes mit weitgehend kurzgeschlossenem Nährstoffkreislauf.
Mitte: Anbau von annuellen Kulturpflanzen (Mais) nach Rodung des
Waldes ohne Schutz gegen Einstrahlung und Schlagregen. Rechts:
Ökologisch angepasster Stockwerkbau; Mischkultur-System mit
Mulchwirtschaft.
(aus Schultz 2000: 537)
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Voraussetzung
für die Entwicklung eines nachhaltigen und ökologisch
angepassten Landbaus sind:
- Kenntnis
des Mesoklimas (Gelände- oder Lokalklima) innerhalb des Makroklimas,
- Kenntnis
der ökologischen Funktionen (und Standortamplituden) der
Arten des Immerfeuchten Tropischen Regenwaldes,
- Kenntnis
der vielfältigen Nutzungsmöglichkeiten der "Produkte"
des Waldes;
dazu zählen u.a. Holzprodukte selbst und die Früchte
(als Früchte und Gewürze) der Regenwaldarten. Z.B. auch
Fasern, Öle, Harze (z.B. Latex wie Kautschuk oder Guttapercha
und verwandte Stoffe), pharmazeutisch nutzbare Pflanzenteile,
Aromastoffe etc. Vgl. kleine Artenliste
- Berücksichtigung
der "speziellen ökonomischen und politischen, religiösen
und kulturellen Zwänge vor Ort" (Pimm
& Jenkis 2005: 78)
- Berücksichtigung
der Erfahrungen und des Wissens vieler Generationen der einheimischen
Bevölkerung bei der Einrichtung dieser Form des angepassten
Landbaus.
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Die
ökologisch angepasste Landwirtschaft verzichtet auf grossflächige
Rodungen, den intensiven Einsatz von Düngemitteln und
Pestiziden und verlangt eine kleinparzellige Bewirtschaftung
mit Mischkulturen. Wesentliche Merkmale sind die Erhaltung der
Überhälter (emergent trees) und einiger Bäume des
ehemals dichten Kronendaches. Dabei muss garantiert sein, dass durch
das vorhandene Blätterdach hohe Sonneneinstrahlung und Schlagregen
die Mischkulturen in den unteren Stockwerken nicht erreichen können
bzw. sich nicht negativ auswirken können.
Um
ein intensives Bodenleben mit hohen Nährstoffanteilen zu gewährleisten
sowie Bodenerhitzungen und -verschlämmungen zu verhindern,
sind Mulchsysteme zu implementieren (z.B. mit Ernterückständen).
Generell sind standortgerechte Pflanzen-Arten zu wählen, welche
die Bodenbelastung gering halten (z.B. geringe Nährstoffverluste,
Erhaltung der Boden-Mikroorganismen).
FAZIT:
"Bei der Suche nach neuen Nutzungsformen
sollte man die jahrhunderte- wenn nicht jahrtausendealten Erfahrungen,
die das Wanderfeldsystem geprägt haben, nutzen. Erfolgreich
können auf Dauer nur solche Anbausysteme sein, die den besonderen
ökologischen Bedingungen der feuchten Tropen bestmöglich
entsprechen. Dabei ist selbstverständlich zu beachten, dass
die besonderen tropischen Probleme sehr unterschiedlich, nach
Art und Grad, auftreten können. Eine sorgfältige Auswahl
der Nutzflächen kann spätere Schwierigkeiten vermeiden
helfen (sowie auch sinnlose Waldrodungen verhindern)."
(aus Schultz 2000: 535)
Abb. F4-05:
Traditioneller Terrassen - Reisanbau im Übergang von den
Sommerfeuchten (Feuchtsavanne) zu den Immerfeuchten Tropen in
einem flachen Tal bei Antananarivo, Madagaskar (Oktober 1998)
Copyright © 2005 Harald Kehl
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Die
ökologisch angepasste Landwirtschaft bietet gute Voraussetzungen,
ein höchst mögliches Mass an Biodiversität zu erhalten
und den heute mosaikartig zerstückelten Regenwald wieder weiträumig
und in sehr breiten Streifen zu vernetzen. Damit hätten besonders
zahlenmässig schwache Populationen wieder Möglichkeiten
des Genaustauschs, deren Teile gegenwärtig oft nur noch auf
weit entfernten "Inseln" überleben und vom Verlöschen
bedroht sind. Wie bereits erwähnt, siedeln besonders in Tropischen
Regenwäldern Individuen
einer Populationen in grossen Abständen.
Vergleichen
Sie auch: Mögliche
Regeneration des Tropischen Regenwaldes.
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Nutzpflanzen,
deren Herkunft s.l. die Sommer- bis Immerfeuchten Tropen sind (kl.
Überblick): |
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Versch.
Quellen, u.a. aus Rainforests - the economic potential -
Royal
Botanic Gardens Kew
[letzter Aufruf 20.01.2016] |
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Ergänzende
Hinweise aus Wolfgang
Franke (1976) und Gunther
Franke (1976) |
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Infos
zu hier genannten Arten finden Sie tw. in
Wikipedia
(Beispiel Banane)
Hinweis
[date
of access: 12.11.05] |
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Einige
der hier genannten Arten finden Sie auch in den
Tropenhäusern
des BMBG (Botanischer Garten und Botanisches Museum) in Berlin-Dahlem
[date
of access: 12.02.06] |
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Stauden
etc. aus der Krautschicht:
Banane
- Musa sapientum
(Beerenobst, hier als Beispiel Obstbanane)
Ananas
- Ananas comosus
(Beerenfruchtverband)
Papaya
- Carica papaya (Beerenobst)
Yam
- Dioscorea villosa
(Wurzelknollen, hier als Beispiel Wild-Yam)
Taro
- Colocasia esculenta
(knolliges orthotropes Rhizom)
Maniok
/ Cassava - Manihot esculenta
(Wurzelknollen)
Süsskartoffel
- Ipomoea batatas
(Wurzelknollen)
Ingwer
- Zingiber officinalis
(Rhizome)
Zuckerrohr
- Saccharum officinarum
(Halme werden ausgepresst)
Reis -
Oryza sativa (Getreide),
für Regen- (Trocken-Reisanbau) und Bewässerungsfeldbau
geeignet.
Reis
ist weltweit nach Weizen das wichtigste Getreide.
Strauch-
bis Baumschicht (teilweise Pfl., deren Früchte der Herstellung
von Ölen etc. dienen):
Kokosnuss
- Cocos nucifera (Steinfrucht)
Mango
- Mangifera indica (Steinfrucht)
Paranuss
- Bertholletia excelsa (Baum
bis 50 / 60 m, eignet sich nicht für Plantagenanbau)
Kakao
- Theobroma cacao
(Beerenfrucht)
Brotfruchtbaum
/ Jackfruit - Artocarpus
altilis (Nussfruchtverband)
Avocado
- Persea americana (Steinfrucht)
Ölpalme
- Elaeis guineensis
(Steinfrucht - aus Fruchtfleich Palmöl, aus Samen Palmkernnöl,
10 - 30 m)
Sagopalme
- Metroxylon sagu
(aus dem weissen Zentralmark des Stammes wird Stärke gewonnen,
12 m)
Echte
Guave - Psidium guajava,
auch Guava oder Guayaba genannt (Busch oder Baum bis 6 m hoch)
Kaschu
/ Cashew - Anacardium
occidentale, auch Acajoubaum genannt (Busch oder
Baum bis 5 m hoch)
Lychee
- Litchi
chinensis (Litchi-Baum),
der immergrüne Litchi-Baum wird 15 - 20 m hoch,
Agrumen
/ Zitrusfrüchte (Herkunft:
Sommer- bis Immerfeuchte Tropen, kleine Bäume,
bei
allen hier genannten 'Arten' handelt es sich um Hybriden; Agrumen
wurden in SO-Asien bereits
im
frühen Altertum kultiviert und erst relativ in den mediterranen
Raum Europas eingeführt):
Orange /
Apfelsine - Citrus sinensis (quasi
Beeren / Zitrusfrüchte), Herkunft SO-Asien: China.,
bereits
2.000 v.Chr. dort angebaut!
Zitrone
- Citrus limon (quasi
Beeren / Zitrusfrüchte),
Herkunft SO-Asien: Indien
Bitterorange
/ Pomeranze - Citrus
aurantium (quasi
Beeren / Zitrusfrüchte),
Herkunft SO-Asien: China
Bergamotte
- Citrus bergamia (quasi
Beeren / Zitrusfrüchte), Herkunft SO-Asien.
Gewürzpflanzen
/ Pflanzen mit Ölen zur Herstellung von Parfüm und Pfl.
mit Färbestoffen:
Ceylonzimtbaum
/ Kaneel - Cinnamomum
zeylanicum (ätherische Öle, Gewürz - Rinde
von z.B. Zweigen)
Zimtkassie
/ Chinesischer Zimt - Cinnamomum aromaticum (wie C.
zeylanicum)
Padang
oder Holzzimt - Cinnamomum burmanii (ätherische
Öle, Gewürz - Rinde von ausgewachs. Stämmen)
Gewürznelkenbaum
- Syzygium aromaticum
(ätherische Öle, Gewürz - Verwendung der Knospen)
Muskatnuss
- Myristica fragrans
(Gewürz - die Muskat"nuss" ist der Samen einer
Balgfrucht!)
Schwarzer
Pfeffer - Piper nigrum
(Kletterpflanze, - Gewürz)
Vanille
- Vanilla spp.
(Kletterpflanze, - Gewürz / Parfüm)
Cardamom
- Elettaria cardamomum
(Samengewürz)
Ylang-Ylang-Baum
- Cananga odorata
(Parfüm - das Öl wird durch Destillation der Blüten
gewonnen)
Patchouli
- Pogostemon cablin
(krautig. Halbstrauch, - das Öl für das Parfüm
wird aus den Blättern gewonnen)
Sandelholz
- Santalum album
(hemi-parasitischer kl. Baum, - das Sandelholzöl wird aus
dem
Kernholz
des Stammes und den Zweigen gewonnen, das Holz wird auch für
Schnitzarbeiten verwendet)
Piment
- Pimenta dioica
(Beeren als Gewürz - Ernte kurz vor der Reife, Öl besteht
wesentlich aus Eugenol)
Mangostan-
oder Gummigut-Baum - Garcinia hanburyi (gelbes Farbpigment
und Gummiharz)
Blauholz
oder Blutholzbaum - Haematoxylum campechianum (blau-violetter
Farbstoff)
Annattostrauch,
Achiote, Orleansstrauch oder 'Lipsticktree' - Bixa
orellana (Gewürz und roter Farbstoff)
Fasern
etc. liefernde Pflanzen:
Jute
- Corchorus capsularis u. C. olitorius
Kenaf
- Hibiscus cannabinus
Baumwollbaum
- Ceiba pentrandra
Latex
liefernde Pflanzen:
Kautschukbaum
- Hevea brasiliensis
Tyrannbaum
- Mimusops globosa
Kaugummibaum
/ Chicle Tree - Manilkara zapota
(war
der traditionelle Stoff, der in Kaugummis verwendet wurde)
Pharmazeutisch
wichtige Pflanzen:
Brechwurzel
- Psychotria ipecacuantha (Alkaloide vom Emetin-Typ)
Yamsarten
- Dioscorea spp. (Corticosteroide)
Roter
Chinarindenbaum - Cinchona spp.
(in
der Borke Quinine als Ausgangsstoff zur Herstellung von Chinin)
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Methoden
moderner Nutzungsformen (nach Schultz 2000) |
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Extensive
Bewirtschaftung des Tropischen Regenwaldes: |
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Folgende
Massnahmen werden von Schultz (2000:
536/537) zur Minderung von Risiken der bisherigen Nutzungsformen
vorgeschlagen: |
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"Verwendung
von Nutzpflanzenarten oder Varietäten (Ökotypen und Zuchtsorten),
die an marginale Standorte besonders gut angepasst sind (beispielsweise
Cassava
mit Toleranz gegenüber hohen Al-Konzentrationen und extremer
Bodenacidität;
Abschirmung
der Bodenoberfläche durch ein möglichst ständig geschlossenes
Blätterdach von Nutzpflanzen, vorzugsweise von Dauerkulturen
[...];
Auswahl
von Nutzpflanzenarten, bei denen mit den Ernteeinnahmen nur relativ
geringe Mineralstoffmengen entzogen werden (beispielsweise durch Anlage
von Baumkulturen wie Ölpalmen
oder Kautschuk);
Mulchen
mit Ernterückständen, mit Deckfrüchten, die als Zwischen-
oder Unterkulturen angebaut werden, oder mit Pflanzenmaterial, das
von ausserhalb zugeführt wird. Der rasche Abbau, dem diese Materie
in dem feuchtheissen Tropenklima unterliegt, ist dabei kein Nachteil:
Er führt zu der gewünschten raschen Mineralzufuhr für
die Feldkulturen (Gründüngung). Häufige Erneuerungen
der Mulchauflage sollten aufgrund der hohen Biomasseproduktion der
natürlichen Vegetation oder auch für diesen Zweck angelegte
Elefantengras-Kulturen (Pennisetum
purpureum [last
date of access: 20.01.16], Spitzenerträge > 80 t TS
ha-1a-1) ohne besondere Schwierigkeiten möglich
sein.
Verwendung
von stickstoffbindenden Feldfrüchten, Bäumen oder Futterpflanzen
(z.B. Leguminosenbrachen im Rahmen von Fruchtfolge-Systemen) wie Erythrina,
Leucaena leucocephala, Phaseolus lunatus, Psophocarpus tetragonolobus
und Vigna unguiculata;
Anhebung
des pH-Wertes durch Kalkung und Zugabe [nur wenn unbedingt notwendig]
von Phosphatdünger;
Verwendung
entzugsangepasster Düngemittel, also Kopfdünger und Langzeitdünger
wie organische Dünger und Depotdünger (setzen Nährstoffe
dosiert frei, mindern Verlagerung von Nährstoffen in den Untergrund)
[sind i.d.R. für den Kleinbauern jedoch viel zu teuer!];
Erhaltung
grösstmöglicher Diversität (Mischkulturen und vielseitige
Fruchtfolgen, ökologischer Anbau [...];
behutsamee
Einsatz des Pfluges (minimale Bodenbearbeitung);
rechtzeitige
Unkrautbekämpfung. |
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Davon
sind für Kleinbauern
mit geringen Einkommen, die nur eine Low-Input-Nutzung
betreiben können, insbesondere die Verwendung standortangepasster
Nutzpflanzen, das Mulchen und die Verbesserung der Fruchtfolgen bedeutsam.
Ökologisch am sinnvollsten erscheint der sogenannte ökologisch
angepasste (standortgerechte) Anbau (eco-farming) (Glauner 1983,
Weischet u. Caviedes 1993). |
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Bei
ihm geht es vorrangig um die grösstmögliche Einpassung
der agraren (und forstlichen) Nutzung in die natürlichen Standortgegebenheiten
(als prinzipiell um das Gleiche wie in vielen traditionellen Anbausystemen,
wenngleich auf höherer wissenschaftlicher und technischer Stufe).
Auf
diese Weise sollen die Risiken einer Inkulturnahme wie Bodenverarmung,
Krankheitsbefall der Nutzpflanzen etc. eingedämmt werden
und zugleich der Aufwand, der zur Stützung der künstlichen
Feld-, Weide- und Forstökosysteme betrieben werden muss (z.B.
in Form von Düngung und Schädlingsbekämpfung), reduziert
werden.
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Die
folgenden Wege folgen mehr oder weniger deutlich diesen Zielvorgaben: |
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Verbesserte
Fruchtfolgen:
beispielweise durch Einschaltung von humus-(boden-) schonenden,
anspruchslosen Feldfrüchten wie Cassava, Bergreis, Süsskartoffeln
und Kuherbsen sowie durch Aufnahme von Luftstickstoff bindenden Leguminosen
wie Erdnüsse und Sojabohnen in den Rotationszyklus (oder auch
in Mischkulturen).
Aufrechterhaltung
eines ständigen Pflanzenwuchses:
beispielsweise durch Staffelanbau (relay cropping), Zwischen- und
Mischkulturen auf den Feldern. Untersaaten in Dauerkulturen (= mehrstöckiger
- multi-storey -Mischanbau) oder Schutzpflanzen (z.B. durch Aussaat
von Deckpflanzen oder in Form von Überhältern der ursprünglichen
Waldvegetation). Als besonders günstig muss die Integration mit
Baumpflanzungen erscheinen. Bei den Letzteren sind - als ein weiterer
Vorzug - die Erntemengen vergleichweise klein, entsprechend der Entzug
von Mineralstoffen gering. Auch können die Baumwurzeln Nährstoffe
aus tieferen Bodenschichten herauf holen, und die Bodenbearbeitung
kann schonender vorgenommen werden. Ökologisch gesehen kommen
Dauerkulturen, die mit Unterkulturen möglichst verschiedener
Nutzpflanzenarten verbunden sind, dem natürlichen Wald am nächsten
(z.B. kann sich in ihnen ein ziemlich geschlossener Mineralstoffkreislauf
entwickeln).
Ersatz
der ungeregelten Naturbrache:
(Wildbrache) durch eine geregelte, nutzbringende 'Brache', z.B.
durch Anbau von Futterpflanzen (Grünbrache, insbesondere von
Leguminosen) in Verbindung mit Viehhaltung, oder auch durch Aufforstung,
z.B. mit Baum-Leguminosen, die zugleich der Bodenverbesserung (Erhöhung
organischer Bodensubstanzen und mineralischer Nährstoffe) und
der Holznutzung dienen können können (agroforstliche Nutzung,
Agro-Solvokultur)."
Regeneration
"wildwachsender" tropischer Nutzpflanzen:
Bei der nachhaltigen Nutzung sogenannter wildwachsender tropischer
Früchte sind Rücksichten zu nehmen auf aut- und synökologische
Aspekte für die Erhaltung der jeweiligen Populationen. Dazu gehören
vor allem ausreichende Bedingungen für eine erfolgreiche Regeneration
der Nutzarten, welche sich nicht für den Plantagenanbau eignen.
Wie sich z.B. bei der Nutzung der Paranuss Bertholletia
excelsa gezeigt hat, führt das vollständige Abernten
(Übernutzung) der Früchte zu einem Rückgang der Populationen.
Ausserdem hatte die Zurückdrängung der - auch wohlschmeckenden
- Agutis
(Dasyprocta aguti), welche typischerweise die Samen der Paranuss
als Vorräte vergraben und so wesentlich mit zur Etablierung von
Jungpflanzen beitrugen (Fall von Zoochorie), dazu geführt, dass
kaum noch junge Bäume angetroffen wurden. Vgl. dazu Paranüsse
durch Überernten vor dem Ende - Forscher fordern nachhaltige
Ernte wildwachsender Nutzpflanzen, aus pressetext, ddp vom 19.12.2003.
[date of access: 22.07.07] |
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Literatur
zum Thema: |
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- Bruening,
E.F. (1996) Conservation and Management of Tropical Rainforest.
An integrated approach to sustainability.- CAB International,
Oxford (339 pp).
- Doppler,
W. (1991) Landwirtschaftliche Betriebssysteme in den Tropen
und Subtropen.- Ulmer, Stuttgart (216 S.).
- King,
K.F.S. (1989) The History of Agroforestry.- In: Nair, P.K.
(Ed.) Agroforestry systems in the tropics, Vol. 31: 3 - 11.- Kluwer
Acad. Publ., Dordrecht.
- Polak,
P. (2005) Die
grosse Chance der Kleinbauern - Günstige Bewässerungssysteme
und der Zugang zu Märkten verhelfen Kleinbauern der Dritten
Welt zu mehr Ertrag und eigenem Einkommen und damit aus der Armut.-
Spektrum der Wissenschaft, November 2005: 66-71.
- Weischet,
W. (1980) Die ökologische Benachteiligung der Tropen.-
B.G. Teubner, Stuttgart (127 S.).
- Weischet,
W. & C.N. Caviedes (1993) The Persisting Ecological Constraints
of Tropical Agriculture.- Burnt Mill, New York (319 pp).
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Weitere
Hyperlinks
zum Thema: |
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- Geograph.
Inst. der Uni Zürich
Bodengeographie,
115 Seiten [letzter
Aufruf über archive.org am 06.03.2024]
- Bewirtschaftung
des Regenwaldes, Spektrum
der Wissenschaft, September 1993
[letzter
Aufruf 20.01.2016]
- The Chagga
home gardens: A multi-storeyed agro-forestry cropping system
on Mt. Kilimanjaro, Northern Tanzania, International
Council for Research in Agroforestry (ICRAF), Nairobi, Kenya
[letzter Aufruf 20.01.2016]
- Rainforests
the economic potential -
Royal
Botanic Gardens Kew
[letzter Aufruf 20.01.2016]
- Weischet,
W. (1977): Die ökologische Benachteiligung der Tropen, Zusammenfassung
im Internet
- Soils
and Land-Use Change in the Amazon Basin -
Uni-Potsdam
/ Geoökologie [letzter
Aufruf 20.01.2016 // Seite mittlerweile offline]
- Die Böden
der tropischen Klimaregion -
UNI
Zürich, Bodengeographie und Bodenkunde mit detaillierter
Darstellung (Bildmaterial, Genese etc.) der Tropischen Boden gemäss
FAO Basierend auf dem Skript zur Vorlesung von Prof. Dr. Peter
Fitze) [letzter
Aufruf 06.03.2024 // Seite mittlerweile nur über archive.org
erreichbar]
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