Erläuterungen zur Vorlesung TWK an der TU-Berlin /
Inst. f. Ökologie (von 1986 - 2016)
   
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PD Dr. H. Kehl
Vegetationsökologie Tropischer & Subtropischer Klimate

S. E2-02
   
   
Termitenhügel und -nester in Afrika (Namibia, Madagaskar)
und Australien (Northern Territory, Queensland)
(Termite mounds and arboreal Termite Nests in Africa and NE-Australia)
 
 
Zum wesentlichen Merkmal von Savannen ist sicher auch das häufige Vorkommen vonext. LinkTermiten zu zählen, i.d.R. erkennbar an den charakteristischen Termitenhügeln, deren Höhe und Breite mehrere Meter betragen kann. Neben den Termitenhügeln werden Erd- und sogenannte Kartonnester unterschieden (siehe Abb. vonTermiten). Kartonnester wurden vom Verfasser dieser Seiten nur in den Halb- und Immergrünen Tropenwäldern gefunden.

 Abb. E2-02/01 (rechts):
Kleiner Termitenhügel (Madagaskar, 2001) mit Markierung des unterirdischen Baues.

   

Die i.d.R. extrem lichtscheuen Termiten haben einen entscheidenden Einfluss auf die Pedogenese und Fruchtbarkeit von Savannenböden durchext. LinkBioturbation. Dabei werden organische, aber auch andere Boden(fein)bestandteile in grossem Umfang verlagert. Die Bedeutung der Bioturbation für die Evolution wurde übrigens bereits von ext. LinkCharles Darwin erkannt.

 

 Abb. E2-02/02 (rechts):
Termitenhügel in Namibia. Die häufigste Form, die auch in West-Madagaskar angetroffen wurde. Foto Andrea Linnenbrink, im Okt. 2002.

"Die Nester sind oft kompliziert gebaut (mit Galerien). Das Nest schafft ein gleichmässiges Kleinklima mit hoher Luftfeutigkeit (Isolationsschichten, Luftschächte). Im konzentr. Nest ist in einer zentral gelegenen Königszelle das Weibchen fest eingemauert. (...). Die nichtkonzentr. Nester bestehen aus regellosen Gängen und Kammern in Erde oder Holz, die Königin ist nicht fest eingemauert." (dtv Brockhaus Lexikon, 1989, Band 18, S. 141)  

 

 Abb. E2-02/03 (rechts):
Sehr grosser, kegelförmiger Termitenhügel in Namibia. Etwa 3-4 Meter hoch und an der Basis etwa 7-8 Meter breit. Foto Andrea
Linnenbrink, im Okt. 2002.

 Abb. E2-02/04 (rechts):
Sehr grosser, schlanker Termitenhügel in N-Australien (Northern Territory, Arnhem Land, Kakadu National Park). Etwa 5-6 Meter hoch und an der Basis etwa 1.5 - 2 Meter breit.
Foto Harald Kehl
, im Nov. 1978

         

 
 Abb. E2-02/05 (rechts):
Termiten-Karton-Nest im Regenwald von Madagaskar. Foto H. Kehl, 1996.
 
 
 
 
 Abb. E2-02/06 (links):
Termiten-Karton-Nest im Regenwald von Australien, Atherton Tableland. Gut zu erkennen sind oberhalb des Nestes tunnelartige lichtundurchlässige Gänge. Foto H. Kehl, 1978.
 
 
 
 
 

 
 Abb. E2-02/07 (links):
Termitentunnel auf der Rinde von Ceiba pentandra (Baumwollbaum, Bombacaceae) in Kenya, Nairobi. Foto H.Kehl, im Dez. 2011
 
 
 
 Abb. E2-02/08 (rechts):
Termitentunnel auf der Rinde von Grevillea robusta (Silbereiche, Proteaceae) in Kenya, Nairobi.
Foto H.Kehl, im Dez. 2011
 
  • Aktuell sind weit über 2.500 Termitenarten (Fluginsekten, vermutl. mit den Schaben verwandt) bekannt. Im allgemeinen Bewusstsein reduziert sich ihre Bedeutung auf die zerstörerischen Fähigkeiten, da sie als Zelluloseverwerter Gebäude aus Holz bzw. deren Balken und Bretter von innen her vollständig "aushöhlen" können, dagegen ist ihre ökologisch elementar wichtige Funktion für Bodenbildungsprozesse in der Öffentlichkeit weitgehend unbekannt.

  • "Das Baumaterial der Nester ist Erde, Holz und zerkautes Pflanzenmaterial, als Bindemittel dienen Kot und Speichel. Man findet Erdnester ganz oder teilweise unter der Erde; Termitenhügel sind z.T. oberirdisch (bis 7m hoch) und prägen das Bild [der Savannenlandschaften, ergänzt Autor]. Urwald bewohnenende Arten bauen Kartonnester an oder auf Bäumen (...). Grundnahrung sind cellulosehaltige Stoffe, auch tier. Substanzen wie Wolle oder Horn. Allesfresser leben von Laub, Dung, Holz, frischem Pflanzenmaterial (...). Schädlinge sind Termiten durch ihre Ernährungsweise; sie greifen an: eingebautes Holz aller Art, Möbel, Eisenbahnschwellen, Papier und Verpackungsmaterial, aber auch lebende Bäume, Knollen, saftige Kakteen, Getreide, Futterpflanzen, Erdnüsse, Zuckerrohr, Gummibäume, Baumwollpflanzen, Tee- und Kaffeesträucher u.a. Im Mittelmeergebiet leben nur die Gelbhals- und Mittelmeer-Termiten, die u.a. eine Gefahr für Bibliotheken und Kunstsammlungen bilden." (dtv Brockhaus Lexikon, 1989, Band 18, S. 141)

  • Zu den grössten Feinden der Termiten zählen Ameisen, welche regelrechte Feldzüge gegen sie unternehmen.
 
 
Copyright © Harald Kehl
Alumnus der TU-Berlin - Institut für Ökologie


 
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