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Materialien zur Forstwissenschaft

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2. Das Ökosystem Wald

9. Die Wälder der Zonobiome

2. ZB II: Zone der tropisch-subtropischen Regenzeitwälder und Savannen


von Margarete Payer

mailto:payer@hbi-stuttgart.de


Zitierweise / cite as:

Payer, Margarete <1942 -- >: Materialien zur Forstwissenschaft. -- Kapitel 2: Das Ökosystem Wald. -- 9. Die Wälder der Zonobiome. --  2. ZB II: Zone der tropisch-subtropischen Regenzeitwälder und Savannen. --  Fassung vom 27. November 1997. -- URL: http://www.payer.de/cifor/cif0204.htm. -- [Stichwort].

Letzte Überarbeitung: 27. November 1997

Anlass: Lehrveranstaltung 1997/98 an der HBI Stuttgart: Informationsnetze, Projekt CIFOR

Unterrichtsmaterialien (gemäss § 46 (1) UrhG)

©opyright: Dieser Text steht der Allgemeinheit zur Verfügung. Eine Verwertung in Publikationen, die über übliche Zitate hinausgeht, bedarf der ausdrücklichen Genehmigung der Verfasserin.


Zur Inhaltsübersicht von Margarete Payer: Materialien zur Forstwissenschaft.


Übersicht




1. Klima


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Abb.: Beispiele zum Klimatypus von ZB II: Brasilien (tropisches Klima mit Sommerregen), Südafrika (mit leichten Frösten), Australien

[Quelle der Abb.: Walter, Heinrich <1898 - 1989> ; Breckle, Siegmar-W.: Ökologische Grundlagen in globaler Sicht. -- 2., bearb. Aufl. -- Stuttgart : Fischer, ©1991. -- (Ökologie der Erde ; Bd. 1). -- ISBN 3-437-10454-8. -- S. 20]

Im Gegensatz zum Tageszeitenklima von Zonobiom I ist Zonobiom II durch ein ausgesprochenes Jahreszeitenklima geprägt. Der entscheidende Jahreszeitenwechsel ist der zwischen Regenzeit und Trockenzeit.



2. Verbreitung


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Abb.: Verbreitungsgebiete regengrüner Wälder und Savannen

[Quelle der Abbildung: Jäger, Eckehart Johannes: Allgemeine Vegetationsgeographie. -- In: Hendl, M. ; Marcinek, J. ; Jäger, E. J.: Allgemeine Klima-, Hydro- und Vegetationsgeographie. -- 3. Aufl. -- Gotha : Haack, 1988. -- (Studienbücherei Geographie für Lehrer ; 5). -- ISBN 3-7301-0513-2. -- S. 184.]



3. Saisonregenwälder


"Kann ein Wald, der alljährlich einen Monat Trockenzeit durchzustehen hat, noch als Regenwald bezeichnet werden? Oder soll man die Grenze bei zwei oder gar drei Monaten Trockenzeit ziehen? Wohin rechnet man Wälder, die in manchen Jahren keine, in anderen längere Trockenzeiten erfahren? Hier eine Grenze festzulegen, die auf Klimafaktoren beruht, wird immer ein Akt der Willkür sein. Das physiognomische Verfahren, das nicht von den Umweltfaktoren, sondern von der Vegetation selbst ausgeht, zeigt auch hier den Ausweg: Echter tropischer Regenwald ist in seinen Lebenserscheinungen nicht an die jeweilige Jahreszeit gebunden. Laubfall, Blüh- und Fruchtzeit, Keimung, Laubausschlag und Wachstum erfolgen nach individuellen Rhythmen.

Der echte trockenkahle Wald dagegen ist vom jährlichen Wechsel des Sonnenstandes, dem Wärmeumsatz zwischen Meer und Land und den vorherrschenden Winden bestimmt. Wälder, in denen nicht nur das Grün der Baumkronen, sondern auch das der Stauden und Kräuter während der Trockenzeit verschwindet, sind gegen die Wendekreise hin häufiger anzutreffen, als in Äquatornähe. Jedoch ist auch hier der Extremfall seltener als der Übergang: Wälder, die ihr Laub zur Trockenzeit nur zum Teil verlieren, sind besonders dort landesweit verbreitet, wo jahreszeitlich gebundene Winde -- die Monsune in Südasien und Australien, die Passatwinde in Amerika und Afrika -- besondere Wetterlagen schaffen. ... Es darf daher als eine glückliche Wahl bezeichnet werden, wenn solche fluktuierend von wetterwendischen Winden beeinflusste Wälder als Monsun- und Passatwälder bezeichnet werden. ...

Zwischen diesen Monsun- und Passatwäldern einerseits und den echten Regenwäldern andererseits gruppieren sich nun jene Übergangstypen, die durch hohe Niederschlagsmengen und unsicher begrenzte Trockenperioden bedingt sind und deshalb schwach saisongebundene Erscheinungen zeigen: Ein und derselbe Baum behält da während einer gemilderten Trockenzeit sein Laub, während er es in der folgenden schon frühzeitig abwirft. Sehr häufig erfolgt der Laubwechsel nur astweise ... " [Vareschi, 1980, S. 154]

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Abb.: Totaler und astweiser Laubwechsel eines einzelnen Kapokbaums (Ceiba pentandra) in verschiedenen Jahren [Vorlage der Abb.: Vareschi, 1980, S. 154]

"Saisonregenwälder sind jene feucht-heissen Tieflandswälder der Tropen, die eine schwache und (oder) wechselnde Tendenz zu jahreszeitlichen Reaktionen zeigen." [Vareschi, 1980, S. 154]

Vareschi bringt als Beispiel einen Saisonregenwald im Südosten Venezuelas:

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Abb.: Klimadiagramm eines Saisonregenwaldes in Venezuela (250 m ü. M), rechts: unterschiedlicher Verlauf der Trockenzeiten 1968 bis 1972 [Quelle der Abb.: Vareschi, 1980, S. 154]

In diesem Wald wechseln langanhaltende, starke Trockenzeiten (z.B. 1968, 1972) mit kurzen Trockenzeiten (z.B. 1969, 1970) ab, 1971 gab es überhaupt keine Trockenzeit.

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Abb.: Saisonregenwald in Venezuela  [Quelle der Abb.: Vareschi, 1980, S. 158]



4. Passatwälder und Monsunwälder


Im Unterschied zum Tageszeitenklima des Zonobioms I haben die Zonen der Passatwinde und Monsune ein Jahreszeitenklima.

"Wo die Trockenzeit zwei bis fünf Monate lang anhält, sind die Wälder meist aus laubabwerfenden und immergrünen Bäumen zusammengesetzt, ja der jahreszeitliche Aspektwechsel greift auch auf Stauden und Kräuter über und ist selbst am Zustand der epiphytischen Moose noch ablesbar."  [Vareschi, 1980, S. 160f.]

Passatwälder und Monsunwälder haben eine grosse Variationsbreite. Die vielen Übergangstypen sind in weiten Gebieten viel häufiger als "typische" Extremtypen.


Beispiel eines feuchten Passatwaldes


Abb.: Klimadiagramm eines typischen feuchten Passatwaldes: Rio Caura (300 m ü. M.), Orinocogebiet  [Quelle der Abb.: Vareschi, 1980, S. 160]

80% der Arten des Waldes vom Rio Caura (Orinocogebiet) sind immergrün. Die laubabwerfenden Bäume reagieren je nach Witterungsverlauf unterschiedlich: in feuchten Jahren ist ein Laubwechsel kaum bemerkbar, während er nach langen Trockenzeiten unübersehbar ist.

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Abb.: Schnitt durch feuchten Passatwald am Rio Caura (Orinocogebiet)   [Quelle der Abb.: Vareschi, 1980, S. 163]



Beispiel eines trockenen Passatwaldes


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Abb.: Klimadiagramm eines trockenen Passatwaldes: Quiriquire (74 m ü. M.), Venezuela [Quelle der Abb.: Vareschi, 1980, S. 166]

Der Wald von Quiriquire (Venezuela) erinnert mit seiner geringen Artenzahl (nur 62 Arten) und der gleichmässigen Umrisslinie seines Gesamtaufbaus an Wälder der gemässigten Zonen. Es dominiert eine Baumart. Tropisch ist dagegen der Reichtum an Lianenarten (14 der 62 Arten des Waldes). Das Immergrüne an einem solchen Wald ist je nach Art der Trockenzeit jährlich anders.

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Abb.: Schnitt durch den Trockenen Passatwald von Quiriquire (Venezuela) [Quelle der Abb.: Vareschi, 1980, S. 167]



5. Trockenkahle Wälder


"Im winterkahlen Wald jenseits der Wendekreise verlieren nicht alle Pflanzen während der ungünstigen Jahreszeit ihr Laub. In der Baumschicht etwa eines Buchenmischwaldes finden sich Tannen und Eiben, die immergrün bleiben, und in der Feldschicht überwintern viele Kräuter im Schutz der Schneedecke, ohne zu vergilben. Im Trockenkahlen Wald der Tropen findet man am Ende der Trockenzeit kein einziges grünes Blatt -- oder in weniger extremen Fällen nur ganz wenige (definitionsgemäss nach unserer Auffassung jedenfalls unter 10%).

Trockenkahle Wälder grenzen sowohl ökologisch als geographisch einerseits an Monsun- und Passatwaldtypen, andrerseits an Dornwald, Kakteenwald oder Savanne. ... In den trockensten Typen der Passatwälder [erscheinen] manche Arten je nach Dauer der Trockenzeit in einem Jahr immergrün, in einem anderen trockenkahl. ...

Eine weitere Schwierigkeit bei der Behandlung dieses Waldtyps besteht darin, dass es nur selten gelingt, trockenkahle Wälder im Urwaldzustand vorzufinden. Zwar ist die Faktorenkombination, der dieser Wald seine Existenz verdankt, weltweit verbreitet, so dass die Tendenz, sich auszubilden in allen Kontinenten häufig gegeben ist. Aber dieser Tendenz steht der in ihm besonders intensive Einfluss des Menschen entgegen. Die Wälder sind fast überall stark durchforstet, meist sogar in recht intensiver Art. Das Teakholz (Tectona grandis) und laubabwerfende Dipterocarpaceen in Südasien, das Mahagoniholz (Entandrophragma) Afrikas und sein südamerikanisches Pendant (Swietenia) und zahlreiche andere wertvolle Holzlieferanten sind integrierende Bestandteile der trockenkahlen Wälder. Die vielen Weichhölzer, die eine Durchforstung der Regenwälder und feuchten Passatwälder so erschweren, fehlen im trockenkahlen Wald fast ganz, so dass die Gelegenheit zur Ausbeutung gleichsam naturgegeben erscheint. Ausserdem ist der Trockenkahle Wald überall dort, wo Menschen leben, äusserst brandgefährdet. ...

Der Trockenkahle Wald stockt ausserdem auch noch auf Böden, die relativ leicht zu kultivieren sind." [Vareschi, 1980, S. 171f.]

Entscheidend für Trockenkahle Wälder ist nicht das Klima der feuchten Monate, sondern das der trockenen Monate.

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Abb.: Klimadiagramm eines Trockenkahlen Waldes: El Sombrero (110 m ü. M.), Venezuela [Quelle der Abb.: Vareschi, 1980, S. 166]

Die Bestimmung der Pflanzenarten eines Trockenkahlen Waldes ist äusserst schwierig: "In der Trockenzeit findet man nur kahle Pflanzen, jedoch zum Teil mit ihren Blüten, während in der Regenzeit die Blüten und Früchte oft fehlen und die gleichförmigen Lebensformen und Blattformen eine Bestimmung im Felde erschweren." [Vareschi, 1980, S. 173]

Im Trockenkahlen Wald von El Sombrero (Venezuela) kommen 171 Arten höherer Pflanzen vor: "Die allgemeine Erwartung, dass bei Verschlechterung des Klimas eine geringere Diversität zustande kommt, erscheint hier nicht erfüllt." [Vareschi, 1980, S. 175]



6. Dornwälder


Der Dornwald ist ein Waldtypus, der in wenig abgewandelter Form vorkommt u.a.:

"Immer handelt es sich um einen von Schirmakazien beherrschten Bestand, der artenarm und gleichförmig ist und von Dornen und Stacheln nur so starrt." Wegen der vielen Übergangsformen ist der Dornwald vom Trockenkahlen Wald nicht immer leicht abgrenzbar. "Dagegen setzt sich der Dornwald deutlich vom Sukkulentenwald ab. In Venezuela enthält er nur eine einzige baumartige Kakteenart (Cereus jamacaru), während der typische Sukkulentenwald mindestens zehn -- oft auch mehr Kakteenarten aufweist. ...

Das Waldbild ist durch die kleinblättrigen Akazien-, Mimosen- und Caesalpinaceen-Arten bestimmt. Die Verzweigung der meisten Bäume ist trichterförmig, die jüngsten Äste bilden einen flachen Kronenschirm, der selbst während der Zeit der reichlichen Sommerregen nur schütter bleibt und genügend Licht für die tieferen Vegetationsschichten durchlässt. Trotzdem bleibt dieser Unterwuchs meist recht dürftig, weil seine Wasserversorgung in der kritischen Jahreszeit durch die Konkurrenz der Baumschicht nicht ausreicht.

Der Dornwald tritt im Laufe der Degradation trockenkahler Wälder auf und ist in vielen, wenn nicht in den meisten Fällen durch menschliche Eingriffe in die Landschaft entstanden." [Vareschi, 1980, S. 175 - 177]

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Abb.: Schnitt durch Dornwald (Espinar) in Venezuela [Quelle der Abb.: Vareschi, 1980, S. 176]

Die Diversität des Dornwaldes ist sehr niedrig: in Venezuela 35 Arten mit 10 Blattkategorien.

Dorn- und Kakteenwald kommen oft mosaikartig einander durchdringend vor.



7. Sukkulentenwälder


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Abb.: Klimadiagramm des Sukkulentenwaldes von Carora (410 m ü. M.), Venezuela [Quelle der Abb.: Vareschi, 1980, S. 178]

Das Klimadiagramm dieses Waldes zeigt ca. acht trockene Monate.

Sukkulenten haben den grössten Artenreichtum in den Trockengürteln der Subtropen. Aber auch in den Tropen kommen waldartige Sukkulentenansammlungen vor, z.B. mit

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Abb.: Euphorbien-Bäume

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Abb.: Schnitt durch Sukkulentenwald von Carora (410 m ü. M.), Venezuela [Quelle der Abb.: Vareschi, 1980, S. 182]

Im Kakteenwald von Carora kommen immer dieselben 48 Arten vor, davon 28 Arten überall und regelmässig.

"Mit den Sukkulentenbeständen ist unter den vorwiegend klimatisch bedingten Vegetationstypen der tropischen Tiefländer jene Formation erreicht, welche die Möglichkeit 'Wald' gerade noch erfüllt. Nimmt die Trockenheit noch weiter zu, lösen Savannen und Halbwüsten die Wälder ab." [Abb.: Klimadiagramm des Sukkulentenwaldes von Carora (410 m ü. M.), Venezuela [Vareschi, 1980, S. 185]



8. Miombo in Afrika


Miombo ist  der am weitesten verbreitete Vegetationstyp im tropischen Afrika. Miombo bedecken ca. 2,5 Mio. ha und beherbergen ca. 40 Mio. Menschen.

 

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Abb.: Verbreitung des Miombo [Vorlage der Abb.: Miombo in transition S.5]

Verschiedene Ökologen klassifizieren Miombo unterschiedlich: als Savanne, Waldland (woodland) bzw. Wald (forest). Miombo ist die Bezeichnung für das afrikanische Waldland, in dem folgende Pflanzengattungen dominieren:

Alle drei gehören zu den Hülsenfrüchtlern (Fabaceae), Unterfamilie Caesalpinioideae. Unzerstörter Miombo im Reifezustand ist weitgehend laubabwerfendes, dornenfreies Waldland. Im allgemeinen kommt Miombo auf geologisch alten, nährstoffarmen Böden vor. Die Gebüschschicht ist uneinheitlich in Dichte und Zusammensetzung. Der Bodenbewuchs variiert zwischen dichtem Bewuchs mit Hartgräsern bis zu dünnem Krautbewuchs und Kleingräsern. Feuer sind ein charakteristisches Merkmal des Miombo.

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Zwei Formen des Miombo in Simbabwe

[Quelle der Abb.: Miombo in transition S.22]

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Abb.: Klimadiagramme von Miombo in Tansania, Kongo, Sambia, Mozambique   [Vorlage der Abb.: Miombo in transition S.15]

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Abb.: Feuer im Miombo während der Trockenzeit [Quelle der Abb.: Miombo in transition S. 48]


Weiterführende Ressourcen zu Miombo-Wäldern:

The Miombo in transition : woodlands and welfare in Africa / ed. by Bruce Campbell. -- Bogor : CIFOR, ©1996. -- 266 S. : Ill. -- ISBN 979-8764-07-2



9. Savannen


Savannen sind Grasländer der tropischen Zonen, in denen unter den gegenwärtigen Bedingungen kein Wald aufkommen kann. Ob unter natürlichen Bedingungen sich Wald oder Savanne durchsetzt, hängt von verschiedenen Bedingungen ab. Wenn die trockene Jahreszeit fünf Monate und länger dauert, ist die Savanne wohl im Vorteil. Es gibt aber auch Savannen bei nur 2 bis 4 trockenen Monaten. In solchen Fällen kann Nährstoffmangel des Bodens und/oder Sauerstoffmangel durch Überschwemmungen oder Grundwasser bis zur Bodenoberfläche während der Regenzeit Holzpflanzen konkurrenzmässig unterlegen sein lassen.

Die klimazonalen Faktoren für die Vegetation werden "häufig durch natürliche und anthropogene Feuereinwirkungen, durch Grosstierherden, durch die Wirkung der Termiten und Ameisen, und schliesslich durch bestimmte Bodenverhältnisse überdeckt. Verhärtete Schichten im Untergrund, die in den trockenen Tropen besonders häufig auftreten oder oft fossile Reste subtropischer Waldböden sind, bewirken Staunässe oder reduzieren, wenn sie oberflächennah anstehen, das Wasserspeichervermögen (Wasserkapazität) der Böden so stark, dass der Standort für Bäume und Gebüsche zu trocken wird. Oft sind die uralten Böden ausgelaugt und sehr nährstoffarm, die Savannen sind dann keine klimabedingten Ökosysteme, sondern regelrechte Hungerökosysteme (z.B. die Campos cerrados in Brasilien)." [Grabherr, Georg: Farbatlas Ökosysteme der Erde, 1997. -- ISBN 3-8001-3489-6. -- S. 92]

Hat sich einmal Savanne eingebürgert, bleibt sie fast immer für lange Zeit erhalten, gleichgültig, ob sie sich primär oder sekundär durchgesetzt hat.

Die häufigste Savannenform der Tropen ist eine Gehölzsavanne, die man wegen der scheinbar abgezirkelten Abstände der Bäume als Obstgartensavanne bezeichnet.

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Abb.: Obstgartensavannen [Quelle der Abb.: Vareschi, 1980, S. 250f.]


10. Termiten


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Abb.: Verbreitung von Termiten

"Berühmtheit erlangten die Termiten ja durch ihre unglaubliche Fähigkeit, Holz, Papier und sogar Metall und damit die menschlichen Behausungen zu zerstören. Doch bei all der zerstörerischen Kraft der Termiten sollte man nicht vergessen, dass dank ihrer Einwirkung und der Fähigkeit bestimmter anderer Tiere die Erde ständig umgewälzt und porös gehalten wird. Da Wasser und Luft dauernd durchgefiltert werden können, behält der Boden seine Lebenskraft. In den gemässigten Zonen übernehmen die Regenwürmer und Maulwürfe diese Aufgabe und durchwühlen und lockern unermüdlich das Erdreich. In den afrikanischen Steppen und Savannen sowie in anderen tropischen und subtropischen Bereichen des Planeten gibt es keine Maulwürfe. Ihre Aufgabe wird, abgesehen von den Regenwürmern, von den Termiten, Ameisen und unterirdisch lebenden Nagern übernommen, die sich in den Erdboden eingraben, ihn durchlöchern und ventilieren. Andererseits begünstigen die organischen Pflanzenstoffe, die von den Termiten im Innern ihrer Nester zusammengetragen werden, die Entstehung von Bäumen. Dort, wo ein Akazienwäldchen die Eintönigkeit der Savanne unterbricht, können wir mit Sicherheit zwischen den Bäumen auch Termitenhügel finden, die den Fortbestand dieser Waldinseln inmitten der Graslandschaft sichern."

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Abb.: Bauten von sechs verschiedenen Termitenarten, nur einer ist oberirdisch

"Obwohl fast alle Riesentermiten (Macrotermes) grosse und auffallende Termitenhügel errichten, legt der weitaus grössere Teil dieser Insektenart -- es sind rund 2000 Arten bekannt -- unterirdische und an der Erdoberfläche kaum wahrnehmbare Nistplätze an. Darum sagte einmal ein berühmter Insektenforscher, dass man in Afrika an jeder beliebigen Stelle, ausser den Wüstengebieten, den Boden aufgraben könnte, um auf Termiten zu stossen, auch wenn zunächst keine auffallenden Termitenhügel die Landschaft bestimmen. Ameisen rivalisieren mit den Termiten aufgrund der Grösse und Verbreitung sowie weiterer Unterschiede in bezug auf ihre Gemeinschaftsordnung. Beide Insektenordnungen stehen manchmal in offenem Wettbewerb miteinander. Die wesentlich weiter entwickelten Ameisen sind meistens im Vorteil, und einige ihrer Arten haben sich sogar auf Termitenjagd spezialisiert. Wenn ihnen das Eindringen in einen Termitenbau gelingt, löschen diese räuberischen Ameisen gelegentlich ganze Termitengemeinschaften aus. Zu den weiteren Feinden der Termiten gehören auch einige Wirbeltiere, die auf den Fang von Ameisen und Termiten spezialisiert sind und deren Körperbau auf die Jagd nach diesen Insekten besonders eingestellt ist. Wieder andere eilen gefrässig herbei, wenn gegen Abend aus irgendeinem Termitenbau ein Schwarm hervorkommt und sich in das Abenteuer des Liebesfluges stürzt.

Die grossen Termitenbauten reihen sich in vielen Ebenen unserer Erde wie die Häuser einer seltsamen Stadt aneinander. Die zahlreichsten und höchsten Bauwerke dieser Insekten befinden sich jedoch zweifellos in den Buschsteppen und Baumsavannen, deren Vegetation von den Elefanten abgeweidet wurde. Denn hier finden sie in den von den Dickhäutern abgerissenen Ästen und entwurzelten Bäumen äusserst günstige Nahrungsbedingungen. Die Termitenvölker beschleunigen die Zersetzung der trockenen Baumstämme und damit die natürliche Düngung des Bodens, auf dem wiederum die verschiedenen Gräser wachsen."

In den zentralen Kammern mancher Termitennester findet man Anhäufungen von Holz- und Pflanzenresten. "Diese organischen Substanzen ermöglichen das Wachstum von Pilzen. Sie sind schwammig und dunkel gefärbt, haben die Form einer Kugel bis zur Grösse eines Menschenkopfes. Man findet diese Art von 'Pilzgärten' jedoch nur bei den Arten der Unterfamilie Macrotermitinae (Pilzzüchter), die sich damit von den anderen Termiten unterscheiden. Lange Zeit wurden diese Pilzkulturen falsch gedeutet. Anfangs sah man sie als Kotablage der Termitenkolonie an. Tatsächlich handelt es sich jedoch um schwammartige, zellulosereiche Schichten aus gekautem Holz- und Pflanzenmaterial. Schon bald nach der Gründung einer neuen Kolonie tragen die Arbeiter das Material für den kugelförmigen Nährboden heran. Sie zermahlen das Pflanzenmaterial geduldig mit ihren Kiefern und formen teigige Kügelchen daraus. Die so zerkaute Masse tragen die Arbeitertermiten zusammen, bis sich eine grosse Kugel gebildet hat. In dem feuchtheissen Innenklima des Termitenbaues wird das eingespeichelte Holz- und Pflanzenmaterial dann ein hervorragender Nährboden für Pilze. Diese Pilze scheinen zwar für die eigentliche Ernährung der Termiten nur von untergeordneter Bedeutung, doch glaubt man, dass sie als Vitaminspender wichtig sind. Andererseits sorgen die 'Pilzgärten' für die Regelung des Mikroklimas im Innern des Termitenbaus. Je nach Luftzusammensetzung saugt die Pilzkultur Feuchtigkeit auf oder gibt sie ab und hält aufgrund der Entwicklung von Fäulnishitze die Innentemperatur beständig auf 30 Grad Celsius."

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Abb.: 'Kasten' einer Termitenkolonie

"König und Königin, Soldaten und Larven hängen ausschliesslich von der Ernährung durch die Arbeiter ab. Nur diese können Holzstoffe verdauen und dann als Nahrung von Mund zu Mund weitergeben. Der ständige Nahrungsaustausch wird als Trophallaxis bezeichnet und ist auch bei anderen sozialen Kerbtieren vorhanden. Doch ist dieses verhalten bei den Termiten am ausgeprägtesten.

Auch die Arbeiter können die Holzstoffe nicht ohne fremde Hilfe in Nahrung umwandeln. Wie z.B. Wiederkäuer sind sie auf zellulosespaltende Mikroorganismen angewiesen, die die Pflanzennahrung in verdaubare Bestandteile für die Insekten umwandeln. Diese Aufgabe übernehmen einzellige Geisseltierchen, die jedoch bei der Geburt noch nicht im Darm der Termite angesiedelt sind. Diese Tierchen werden mit der ersten Nahrung aufgenommen."

[Fauna : das grosse Buch über das Leben der Tiere. -- Bd. II. -- Afrika (Äthiopische Region). -- München : Novaria, ã 1971. -- S. 199 - 213]



11. Einfluss des Menschen


Viehhaltung führt oft zur Nutzung des Laubs der Wälder als Viehfutter (auch Schneitelung).

Durch Brandrodung ist ein grosser Teil der Regenzeitenwälder in Savanne, Ackerland und Weideland umgewandelt worden. Die Restbestände werden neben Wertholzgewinnung zu Holzkohlegewinnung, Gerbstoffgewinnung usw. ausgenutzt. Immer häufiger werden Baumplantagen mit schnellwachsenden Baumarten angelegt.

"Gerbstoffnutzung war es auch, die im Gran Chaco zu Waldzerstörungen gigantischen Ausmasses führten. Die Quebrachos [Schinopsis lorentzii] der ehemals endlosen Wälder lieferten bis in jüngste Zeit den Grossteil der Gerbstoffe auf dem Weltmarkt. Ihre Ausbeutung begann in den Dreissigerjahren dieses Jahrhunderts mit dem Bau einer mehrere hundert Kilometer langen Eisenbahn mit Holzumschlagplätzen im Abstand von 25 km. Was nicht für die Gerbstoffgewinnung genutzt werden konnte, wurde der Köhlerei überlassen. Unregulierte Weidenutzung führte nach dem Verbrauch der Holzreserven zu weiterer Devastierung, so dass grosse Teile des Chacos sich heute als ausgeplünderte Landschaft präsentieren, in der nur mühsam eine nachhaltige Waldnutzung und Restaurierung durch Aussaat von Quebrachos und Dufthölzern Fuss fasst." [Grabherr, Georg: Farbatlas Ökosysteme der Erde, 1997. -- ISBN 3-8001-3489-6. -- S. 138]


12. Weiterführende Ressourcen


Siehe auch bei den Weiterführenden Ressourcen zu Zonobiom I !

Vareschi, Volkmar: Vegetationsökologie der Tropen. -- Stuttgart : Ulmer, ©1980. -- 293 S. : Ill. -- (Phytologie). -- ISBN 3-8001-3423-3. -- [Immer noch eine der lesenswertesten Darstellungen]


Zu Kapitel 2: Das Ökosystem Wald. -- 9. Die Wälder der Zonobiome. --  3. ZB III: Zone der heissen Halbwüsten und Wüsten. -- URL: http://www.payer.de/cifor/cif0205.htm

 

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